Liebe Emma, lieber Moritz. Der Kirschbaum in unserem Garten ist ein kleines Wunder. Den Baum gab es schon, als wir im Haus eingezogen sind, keine Ahnung, wie alt er ist. Er hat trockene unförmige Äste, und ist optisch nun wirklich kein Hingucker. Dieser kleine Baum hat uns aber jahrelang mit einer beeindruckenden Ernte erfreut – sage und schreibe 10 kg Kirschen haben wir jedes Jahr im Juli geerntet. Es gab Kuchen, Clafoutis, Grütze – ich wusste schon gar nicht, was ich mit dieser Menge an Kirschen anstellen soll. Sie landeten dann im Gefrierfach, und wurden regelmässig zur Confiture verarbeitet. Es ist auch dem Baum zu verdanken, dass Sauerkirschen-Confi Emma’s Liebling geworden ist. Und dann passierte es – vielleicht hat der Kirschbaum die Konkurrenz der Glyzinie nicht vertragen, oder er ist zu alt geworden. Jedenfalls gab es dieses Jahr genau 333 g Sauerkirschen. Und da kam mir dieses wunderbare Gericht in den Sinn – Varenyky mit Sauerkirschen.
Ihr kennt schon den Film „Ratatouille“, und wisst, dass dies mein Lieblingsfilm ist. Ich mag die Philosophie „Jeder kann kochen“, und dass Träume, die einem unerreichbar scheinen, sehr wohl in Erfüllung gehen, wenn man alles dafür tut. Es gibt eine Szene im Film, in der der Restaurant-Kritiker den ersten Biss von Ratatouille probiert, und sich Bilder aus seiner Kindheit in seinem Kopf abspielen. Genau so geht es mir mit diesem Gericht 🙂 Meine beiden Omas hatten Kirschbäume in ihrem Garten. Als ich meine langen Sommeferien bei ihnen verbracht habe, gab es oft diese Sauerkirschen-Varenyky. Für mich sind sie DER Geschmack vom Sommer – und von Kindheit.
Und hier geht es zu unserem Familienrezept:
Zutaten
für ca. 47 Varenyky / 4 Personen
Teig
250 g Weissmehl
140 g kaltes Wasser
1 TL Öl (ich: Olivenöl kaltgepresst)
eine grosse Prise Salz (ca. 1 Kaffeelöffel)
Füllung
ca. 350 g Sauerkirschen, z. B. Sorte Jade (nicht Morellen, sie sind zu gross, und auch nicht die ganz hellen Sorten. Mit normalen süssen Kirschen funktioniert das Gericht auch nicht!)
Feinkristallzucker
Butter
ein runder Ausstecher oder Glas von ca. 5.5 cm Durchmesser
Zubereitung
Die Kirschen entkernen. Ca. 1 Stunde vor dem Servieren aus allen Teigzutaten den Teig in einer Schüssel von Hand kneten, bis der Teig elastisch wird (das dauert ca. 10 Min.). Mit Frischhaltefolie zudecken und ca. 20 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. Einen grossen Topf mit Wasser füllen und auf den Herd stellen (ich: 4 von 6).
Am besten auf einem Holzbrett arbeiten. Das Brett mit Mehl bestreuen, den Teig ca. 2 mm hoch auswallen (wie für Ravioli). Ich fange normalerweise mit 1/2 vom Teig an, und lasse die andere Hälfte in Frischhaltefolie im Kühlschrank. Mit dem runden Ausstecher von ca. 5.5 cm Durchmesser Kreise ausstechen (falls die Kirschen gross sind, dann einen grösseren Ausstecher nehmen, damit die Kirschen genug Platz haben, und die varenyky sich gut zusammenklappen lassen). So ca. 7 Kreise auf einmal ausstechen (nicht zu viele auf einmal, sonst wird der Teig trocken, und lässt sich nicht mehr einfach verarbeiten). Auf jeden Kreis 2 Kirschen hinlegen, die Kirschen mit wenig Zucker bestreuen, jeden Kreis zu einem Halbmond fest zusammenklappen. Vorsichtig arbeiten, um die Kirschen nicht zu zerquetschen.
Wasser im Topf salzen. Varenyky einen nach dem anderen sehr vorsichtig in siedendes Wasser tun (das Wasser darf auf keinen Fall kochen). Sobald sie an die Wasseroberfläche aufgeschwommen sind, noch 4 Min. siedend köcheln. Ein einem separaten Topf etwas Butter schmelzen, und vom Herd nehmen. Varenyky vorsichtig mit einer Schaumkelle herausnehmen, in den Topf mit der Butter reintun. Sehr vorsichtig umrühren (nicht schwenken) und servieren. Mit wenig Zucker bestreuen.




